Aktuelles

Wie wir den Wandel wagen

«Getragen vom Heiligen Geist und in der Freude des Evangeliums haben die Getauften zusammengearbeitet. Alle konnten sich beteiligen und haben etwas erhalten.» Diese Botschaft aus einer der Reflexionsgruppen fasst die diözesanen Weiterbildungstage gut zusammen. Am 13. und 14. Februar versammelten sich mehr als 1000 Menschen in allen Teilen der Diözese, um über die Zukunft der Kirche nachzudenken. Im Hören auf den Heiligen Geist nahmen die Seelsorgenden zusammen mit den Ehrenamtlichen das Leben unserer Diözese unter dem Thema «Wagen wir den Wandel! Und was tun wir jetzt?» in den Blick.

Bischof Charles Morerod wünschte sich ausdrücklich, dass die beiden Weiterbildungstage, die die Fortsetzung der Weiterbildung vom 7. Mai 2024 sind, in synodaler Weise stattfinden. Aus diesem Grund fanden sie zum ersten Mal an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten statt, um gemeinsam über das Thema des Wandels zu reflektieren.

Für die Bistumsregion Deutschfreiburg fand das Treffen im Pfarreihaus von St. Antoni statt. Am Donnerstagnachmittag erlebten die Seelsorgenden dabei zunächst einen kirchlichen Unterscheidungsprozess durch Zeiten des Gebets, der persönlichen Lektüre, des Fragens und des Austauschs. Sie erkundeten, träumten und versuchten, neue pastorale Wege zu schaffen oder umzusetzen.

Die Reflexionsarbeit des Nachmittags setzte sich am Abend fort. Dazu waren die aus den verschiedenen Seelsorgeeinheiten Deutschfreiburgs etwa 40 Ehrenamtliche gekommen. In seiner auf deutsch an die versammelten Seelsorgenden und Ehrenamtlichen gerichteten Videobotschaft unterstrich Bischof Morerod, dass es «unbedingt nötig ist, dass wir von der Freude des Glaubens sprechen und nicht als Erstes von der Moral.» Er bedankte sich für das Engagement der Ehrenamtlichen. Er bezeichnete sie als «Spezialisten vor Ort», denn sie «verstehen, wie die Leute denken und was sie sagen. Sie können uns helfen, Worte und Ausdrücke zu benützen, die die anderen verstehen.»

In kleinen Gruppen vertieften die Teilnehmenden die Themen des Nachmittags. Die Seelsorgenden nahmen dabei die Rolle der Zuhörenden ein. Anschliessend wurden einige Initiativen vorgestellt, weiter in den Seelsorgeeinheiten diskutiert und erste Überlegungen gemacht, was sich konkret umsetzten lässt. Es wurde allen klar, dass die Mitarbeit in den verschiedenen Gremien in Zukunft nicht nur beratender, sondern mitbestimmender und mittragender Natur sein muss.

Ein kirchlicher Unterscheidungsprozess

Am zweiten Tag der Weiterbildung, am Freitag, dem 14. Februar, versammelten sich mehr als 300 pastorale Mitarbeitende in der Pfarrei von Renens VD, um den am Vortag begonnenen Weg fortzusetzen. Im ersten Teil wurden einige Rückmeldungen aus den fünf Bistumsregionen vorgestellt.

Abbé Olivier Humbert, leitender Pfarrer der pastoralen Einheit Mont-Blanc in Genf, erzählte aus Genf: «Das Ziel des Treffens war es, die Vitalität der Gruppen in den Pfarreien zu stärken und das Gespräch im Geist zu erleben.». Er hob fünf wesentliche Elemente hervor: die Beharrlichkeit im Gebet, die Geschwisterlichkeit, die uns in Christus eint, die Bildung, das Leben der Nächstenliebe und des Dienstes. Um seine Worte zu illustrieren, zitierte er die Apostelgeschichte (2,46-47): «Tag für Tag verharrten sie einmütig im Tempel, brachen in ihren Häusern das Brot und hielten miteinander Mahl

in Freude und Lauterkeit des Herzens. Sie lobten Gott und fanden Gunst beim ganzen Volk. Und der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten.»

Abbé Christophe Godel stellte die drei Wege der Seelsorgeeinheit «Montagnes neuchâteloises» vor. «Erstens müssen wir lernen, einander mit einer freudigen Haltung zuzuhören, um eine Kirche des Zuhörens zu werden. Zweitens muss jede Gemeinschaft, ob klein oder gross, gepflegt werden, indem man das fördert, was dort lebt, und gleichzeitig keine Angst hat, zu vereinfachen, was vereinfacht werden muss. Drittens haben benötigen wir ein besseres Glaubensverständnis, haben den Wunsch nach Bildung, dem Studium der Bibel und nach qualitätvollen Liturgien festgestellt.»

Bettina Gruber fasste die Reflexionen der Bistumsregion Deutschfreiburg zusammen. «Gestern und heute haben sich Gläubige versammelt, aber wir fragen uns, wie wir die Menschen erreichen, die nicht glauben. Sollten wir in unseren Seelsorgeeinheiten Zentren schaffen? Die Antwort ist nicht so einfach. Das Zentrum ist nicht immer ein fester Ort. Das Zentrum ist der Ort, an dem sich Menschen versammeln.» Sie betonte auch die Bedeutung von Orten, an denen sich Menschen spirituell stärken können. «Vergessen wir nicht, immer eine offene Tür zu lassen. Die Menschen müssen sich frei fühlen zu kommen, aber auch zu gehen.»

«Man fordert uns auf, hinauszufahren, aber befinden wir uns nicht heute noch am Ufer?» fragte sich Pascal Bregnard vom Dekanat Freiburg. Er stellte die fünf ausgewählten Themen vor, die gemeinsam mit den Ehrenamtlichen diskutiert worden sind: die Jugend, die Kinder, die Familien und die Ausbildung, die geistliche Erneuerung, die Diakonie und Gesundheit, die Evangelisierung und das Zeugnis sowie die Gastfreundschaft. «Wir müssen erkennen, dass nicht die anderen die Peripherie sind, sondern wir selbst!» Pascal Bregnard träumt davon, dass die Kirchensteuer für juristische Personen im Kanton Freiburg vollständig der Diakonie gewidmet wird.

Matthias Rambaud von der Seelsorgeeinheit Lausanne Nord hob drei Themen hervor: die Liturgie, die spirituelle Begleitung und das gemeinschaftliche Leben. «Wir wünschen uns, dass kleine Gemeinschaften dort entstehen, wo die Menschen leben, und dass unsere Kirchen marginalisierte Menschen willkommen heissen.» Matthias Rambaud betonte, dass dieser wertschätzende Ansatz, den auch die Ehrenamtlichen während eines gemeinsamen Essens erlebten, ein bedeutender Moment innerhalb der Seelsorgeeinheit war.

Alle diese Veränderungswünsche und Transformationswege wurden in die Feier der Eucharistie mithineingenommen, der Bischof Charles Morerod vorstand.

Innovieren und transformieren

Der Vormittag wurde mit einem Podium mit Jean-François Clément, Bürgermeister von Renens seit 2016, und Laurence Bohnenblust Pidoux, Synodalrätin und Mitverantwortliche des Prozesses Église 29 der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Waadt fortgesetzt. Die Journalistin Christine Mo Castabella moderierte das Gespräch am runden Tisch.

Beide Referenten erzählten von den Impulsen, die ihnen geholfen haben, in ihren jeweiligen Bereichen Neues zu wagen – in der Gemeinde Renens und in der evangelisch-reformierten Kirche.

«Tatsächlich muss man den Mut haben, etwas zu verändern, denn das bedeutet, an Gottes Werk teilzunehmen und das Evangelium für unsere Zeit zu feiern», betonte Laurence Bohnenblust Pidoux.

Für die Synodalrätin sind sechs Verben ausschlaggebend für den Wandel: weinen, zuhören, beten, Fatalismus ablegen, wagen, sich freuen.

Für Laurence Bohnenblust Pidoux ist schon der Umstand, dass die Kirche gemeinsam aufgebaut wird, ein Erfolg.

Im Rahmen ihres Prozesses Église 29 wird die evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Waadt die Anzahl ihrer Pfarreien von 86 auf 25 reduzieren. Die Gemeinschaften werden grösser und müssen sich diversifizieren. Die evangelisch-reformierte Kirche wird sogenannte Ecclésioles schaffen – Gemeinschaften in den Pfarreien, die Vielfalt und Nähe zusammenbringen und das kirchliche Gefüge in den jeweiligen Regionen repräsentieren. Diese Gemeinschaften werden nur für einen oder mehrere Bereiche des kirchlichen Auftrags verantwortlich sein – einige werden eher traditionell ausgerichtet sein, während andere mit kreativen Ideen neue Wege beschreiten.

Zuhören können

«Die Gemeinde Renens zählt 130 verschiedene Nationalitäten. 50 % der Bevölkerung besitzen die Schweizer Staatsangehörigkeit, und unter diesen haben 25 % diese erst später erworben», erklärte Jean-François Clément. In der Gemeinde wird jedes neue Mitglied mit seiner individuellen Lebensgeschichte willkommen geheissen. Das Geheimnis des Bürgermeisters liegt in seiner Fähigkeit, der Bevölkerung zuzuhören. «Ich liebe es, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen», gestand er. «Als Bürgermeister muss man Veränderungen begleiten, das Zusammenleben fördern und Menschlichkeit vermitteln.»

Eine seiner grössten Sorgen ist die ungleiche Verteilung des Wohlstands – eine kleine Minderheit ist wohlhabend, während die grosse Mehrheit mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft. Dies hat erhebliche soziale und menschliche Herausforderungen zur Folge, insbesondere in den Bereichen Wohnen und Arbeit.

Und wie geht es weiter?

Am Ende des Vormittags ermutigte Bischof Charles Morerod die pastoralen Mitarbeitenden, ihr Engagement fortzusetzen: «Ich glaube, dass Christus da ist und bis zum Ende der Zeiten da sein wird. Wir sind in einer Kirche, in der wir Zeichen der Erneuerung sehen. Es gibt viele positive Dinge. Wir müssen versuchen, Freude in unserer Sendung zu finden.»

Alle Überlegungen, die von den Seelsorgenden und Ehrenamtlichen in Bistumsregionen und Seelsorgeeinheiten erarbeitet wurden, wurden an die Pilotgruppe weitergeleitet, die diese diözesane Weiterbildung organisiert hat. Generalvikar Jean-Claude Dunand versicherte, dass der Prozess weitergehen wird.

Das Treffen endete mit einem festlichen Austausch bei verschiedenen Gerichten und kulinarischen Köstlichkeiten.

Véronique Benz; Übersetzung und Anpassungen: Siegfried Ostermann

Die Zusammenfassungen der Reflexionstage finden Sie auf der Website der Diözese.