CERECAF
Rat der Reformierten und katholischen Kirchen des Kantons Freiburg
Zusammenarbeit zwischen Reformierten und Katholiken
Seit 2016 treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und reformierten Kirche des Kantons Freiburg regelmässig zum Austausch und zur Arbeit. Das zweisprachige und ökumenische Gremium nennt sich CERECAF (Conseil des Eglises Réformée et Catholique du Canton de Fribourg / Rat der Reformierten und katholischen Kirche des Kantons Freiburg). Neben der Bearbeitung von ökumenischen Themen knüpft das Gremium auch Kontakt mit den muslimischen Vereinen im Kanton Freiburg.
Mitglieder:
Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Freiburg:
- Blaser Pierre-Philippe, Synodalratspräsident
- Lamboley Tünde, Synodalrätin
- Johner Monique, Synodalrätin
Katholische Kirche des Kantons Freiburg:
- Martin Jean-Jacques, Domprobst der St. Nikolaus Kathedrale in Freiburg
- Ruffieux Céline, bischöfliche Beauftragte der französischsprachigen Bistumsregion Freiburg
- Senghor Isabella, bischöfliche Beauftragte der Bistumsregion Deutschfreiburg
Bericht von Marianne Pohl-Henzen, 2018
Vielfältige Agenda
Der Rat der beiden Kirchen hat sich in den beiden Jahren intensiv mit einem neuen Spitalseelsorgekonzept befasst, mit einer Verpflichtungs-Charta für die Ausübung von Aufträgen, welche die Zusammenarbeit unter den beiden Kirchen erfordern, aber auch mit dem Konzert am Karfreitag, die Markuspassion, oder mit einer kantonalen Feier zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag im September 2017. Der Rat hat sich aber auch die Aufgabe gegeben, den interreligiösen Dialog im Kanton Freiburg zu fördern.
Aus aktueller Situation haben wir beschlossen, uns mit den offiziellen muslimischen Vereinen des Kantons zu treffen und uns sachte kennenzulernen. Seit November 2016 haben wir uns nun dreimal gesehen.
Voneinander lernen
Wir erklärten den muslimischen Vertreterinnen und Vertretern unsere interne Organisation in den beiden Kirchen, die muslimischen Vertreterinnen und Vertreter erklärten uns, wie sie hier im Kanton Freiburg begonnen haben, sich seit den 1990er Jahren in Vereinen zu organisieren. Und danach stellten wir einander Fragen: z.B. Was versteht ein Moslem unter den „Ungläubigen“, oder wieso erlauben die Christen die Kremation, welche Trauerrituale hat der Islam einerseits und das Christentum andererseits? Wir haben aber auch von der fehlenden religiösen Praxis hier und dort gesprochen, von den vielen Menschen, denen die Religion nichts mehr bedeutet. Wir sprachen über unsere Heiligen Bücher und deren Bedeutung für unsere Religionen.
Vertrautheit schaffen
Es war ausgesprochen spannend, jedes Mal, für jeden und jede von uns, einander ein wenig besser kennen zu lernen und langsam so etwas aufzubauen, das sich „Vertrautheit“ nennt. So entschlossen wir uns, noch in diesem Jahr einen gemeinsamen Anlass vorzubereiten, an dem sich Christen und Muslime treffen können. Wir haben schon einige Ideen … und werden darüber weiter berichten.
Nach vorerst informellen Gesprächen begannen im Jahr 2015 Pierre-Philippe Blaser, Thérèse Chammartin und Martin Burkhard, Präsident und Mitglieder des Ev.-ref. Synodalrats, sowie Bischofsvikar Rémy Berchier*, Domherr Claude Ducarroz* und ich als Adjunktin des deutschsprachigen Bischofsvikars eine regelmässige ökumenische Zusammenarbeit, um wichtige gemeinsame Themen miteinander zu besprechen (Seelsorge in den Spitälern und Institutionen, schulischer Religionsunterricht etc.). Unser neues Gremium nannten wir „Rat der Evangelisch-reformierten und der katholischen Kirche im Kanton Freiburg“, respektive auf Französisch „Conseil des Eglises réformée et catholique du Canton de Fribourg“, was zur Abkürzung CERECAF führte.
Für dieses ökumenische Engagement erstellten wir eine ökumenische Charta, um die Mitarbeitenden unserer beiden Kirchen zu verpflichten, im Bereich Ökumene vermehrt und gezielt zusammenzuarbeiten, obwohl uns bewusst war, dass an vielen Orten in unserem Kanton, ohne Charta und ohne Anweisung, schon sehr wertvolle ökumenische Arbeit geleistet wurde! So hat sich aber dennoch, auch dank der Charta, in der konkreten Arbeit einiges verändert: die Seelsorgenden beider Kirchen arbeiten heute im HFR komplementär und subsidiär auf allen Stationen. Beide Kirchen engagieren sich gemeinsam, möglichst alle Kranken zu besuchen – obwohl die Aufenthaltszeit in den Spitälern heute kurz ist – und natürlich immer unter Berücksichtigung der besonderen konfessionellen Wünsche der Patienten. Ebenso arbeiten wir sehr eng im Bereich der Katechese zusammen, besonders auf der Unterstufe.
Ein weiteres Thema des CERECAF war von Anfang an die Betreuung der Flüchtlinge und Asylbewerbenden in unserem Kanton. Hinzu kam gesellschaftspolitisch die Frage des Islam auf. Als Religionsgemeinschaften konnten wir uns diesem Thema nicht länger verschliessen und suchten den Dialog. So treffen wir uns seit drei Jahren regelmässig mit Vertreter/innen der Muslimvereine des Kantons Freiburg (UAMF). Ziel dieser Zusammenkünfte war und ist es, einander besser kennen zu lernen und Themen zu besprechen, die uns alle als Religionsgemeinschaften betreffen. Fragen der Seelsorge in Krankenhäusern oder Gefängnissen, unsere verschiedenen Riten, wie etwa bei einer Beerdigung, und auch das Thema Flüchtlinge. Denn viele muslimische Asylbewerber richten sich an die Moscheen. Deshalb haben wir gemeinsam Anlässe für und mit Asylbewerbenden und Flüchtlingen organisiert.
Vor knapp einem Jahr wurde in Bern die interreligiöse Erklärung zu Flüchtlingsfragen mit dem Titel «Gegenüber ist immer ein Mensch» verabschiedet, unterzeichnet von Katholiken, Reformierten, Christkatholiken, Jüdischen und Muslimischen Dachverbänden, in Partnerschaft mit der Dachorganisation der UNO für die Flüchtlinge UNHCR. Die Erklärung umfasst 5 Appelle zum Schutz der Flüchtlinge. Der CERECAF und die UAMF unterstützen diesen interreligiösen Appell und wir engagieren uns weiterhin in diesem Sinne. So organisieren wir einen Film- und Diskussionsabend am 14. November, mit dem preisgekrönten Film «Facing Mecca» und einer anschliessenden Diskussion. Sie sind alle herzlich eingeladen!
Marianne Pohl-Henzen
*Die Mitglieder des CERECAF Rémy Berchier und Claude Ducarroz wurden inzwischen durch Bischofsvikar Jean Glasson und Domherr Jean-Jacques Martin abgelöst.
Bild Véronique Benz