Wie steht Heiligkeit im Verhältnis zu Behinderung?
Als Jesus im Johannesevangelium (Johannes, 9, 1-4) den Blinden heilte, fragten die Apostel ihn, wer gesündigt habe – er selbst oder seine Eltern? Jesus antwortete, dass weder er noch seine Eltern gesündigt hätten, sondern dass es zur Verherrlichung Gottes geschehe. Die Denkweise der Apostel, nach Ursachen für alles zu suchen, ist auch ein Teil unserer eigenen Mentalität. Wir neigen dazu, Menschen in Schubladen zu stecken…oft fühlen wir uns auch ratlos gegenüber außergewöhnlichen und überraschenden Ereignissen. Doch manchmal gibt es auf solche Fragen keine Antwort, oder bestimmte Situationen erweisen sich als besondere Orte der Gnade und der inneren Verwandlung.
Wie steht Heiligkeit im Verhältnis zu Behinderung? Über lange Zeit hinweg wurde der Zustand von Menschen mit Behinderung entweder als dämonisch oder als übernatürlich-engelhaft betrachtet. Heute wissen wir glücklicherweise, dass solche Ansichten nicht mehr relevant sind. Gott zeigt uns immer wieder, dass seine Wege nicht unsere Wege sind und dass seine Gedanken nicht unsere Gedanken sind. Menschen mit Behinderungen können trotz ihrer körperlichen oder geistigen Einschränkungen zur Heiligkeit berufen sein. Sie können eine tiefgehende Spiritualität und eine enge Beziehung zu Gott entwickeln und selbstverständlich durch ihre Gebete, ihr Opfer und ihre Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen Außergewöhnliches vollbringen.
Diese Perspektive wurde besonders während des Pontifikats von Papst Franziskus deutlich. Er hat zahlreiche neue Heilige kanonisiert, darunter auch Menschen mit Behinderungen. Für ihn ist Heiligkeit nicht nur revolutionär, sondern kann das Ziel eines jeden menschlichen Lebens sein (Gaudete et Exsultate, 2018)
Text: Dr. Martina Vuk
HEILIGE MARGARETA VON CASTELLO
Patronin der Blinden Gedenktag: 13. April
Die heilige Margareta von Castello wurde im 14. Jahrhundert in Metola, Italien, als Tochter adeliger Eltern geboren, die sich sehnlichst einen Sohn wünschten. Als ihre Mutter erfuhr, dass ihr neugeborenes Mädchen blind, bucklig und kleinwüchsig war, waren beide Eltern entsetzt. In der Hoffnung, ihre Existenz geheim zu halten, sperrten sie die kleine Margareta in einen abgelegenen Teil der Familienburg.
Im Alter von sechs Jahren wurde Margaretas Anwesenheit jedoch versehentlich einem Gast bekannt. Entschlossen, sie weiterhin vor der Welt zu verstecken, ließ ihr Vater einen fensterlosen Raum an der Pfarrkirche errichten und mauerte Margareta dort ein. Zehn Jahre verbrachte sie in dieser Zelle, ohne je das Tageslicht zu sehen. Nahrung und Wasser erhielt sie durch eine kleine Öffnung. Ein weiteres Fenster zur Kirche erlaubte ihr, die Messe zu hören und die Heilige Kommunion zu empfangen. Der Pfarrer wurde ihr Mentor und erkannte schnell ihre außergewöhnliche geistige Weisheit und Sanftmut.
Mit sechzehn Jahren hörten ihre Eltern von einem Schrein in Città di Castello, an dem Kranke Heilung erfuhren. In der Hoffnung auf ein Wunder nahmen sie Margareta mit. Doch als keine Heilung eintrat, ließen sie sie ohne Reue auf den Straßen der Stadt zurück – allein, mittellos und verlassen.
Doch Margareta verzweifelte nicht. Getragen von ihrem unerschütterlichen Glauben suchte sie Zuflucht bei Dominikanerinnen und wurde schließlich Tertiärin des Ordens. Sie widmete ihr Leben den Kranken, den Sterbenden und sogar den Gefangenen der Stadt. Trotz all des Leids, das ihr widerfahren war, blieb sie voller Freude – eine Freude, die aus ihrem tiefen Vertrauen in Gottes Liebe entsprang.
Was lehrt uns Margaretas Leben heute?
In einer Welt, die oft Perfektion verlangt, galt sie als „wertlos“. Ihre Eltern wollten ein makelloses Kind – doch Gott offenbarte gerade in ihrer Schwäche Seine größte Stärke. Margareta fand Heiligkeit, indem sie ihr Leid Christus opferte, und wurde damit zum Licht für unzählige andere.
Sie starb am 13. April 1320 im Alter von 33 Jahren. Seit ihrem Tod wurden über 200 Wunder ihrer Fürsprache zugeschrieben. 1609 wurde sie seliggesprochen und schließlich 2021 heiliggesprochen.
Die Tochter, die niemand wollte, wurde zu einem leuchtenden Juwel der Kirche – ein zeitloses Beispiel für Hoffnung, Vergebung und bedingungslose Liebe.
Benediktiner und Gelehrter Gedenktag: 24. September
Der selige Hermann von Reichenau, auch bekannt als Hermann der Lahme, wurde am 18. Juli 1013 auf der Burg Altshausen geboren. Aufgrund einer von Geburt an bestehende Lähmung, möglicherweise verursacht durch spinale Muskelatrophie oder amyotrophe Lateralsklerose, war seine Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt, und er hatte große Schwierigkeiten beim Sprechen. Im Alter von sieben Jahren wurde er in die Obhut des Benediktinerklosters auf der Insel Reichenau gegeben, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte.
Trotz seiner körperlichen Einschränkungen entwickelte Hermann sich zu einem herausragenden Gelehrten. Er verfasste bedeutende Werke in den Bereichen Geschichte, Musiktheorie, Mathematik und Astronomie. Unter anderem schrieb er eine detaillierte Chronik von der Geburt Christi bis zu seiner Gegenwart und verfasste Abhandlungen über die Konstruktion von Astrolabien. Zudem werden ihm die Kompositionen bekannter marianischer Hymnen wie „Salve Regina“, „Veni Sancte Spiritus“ und „Alma Redemptoris Mater“ zugeschrieben. Hermann starb am 24. September 1054 auf der Reichenau. Die römisch-katholische Kirche sprach ihn 1863 selig.
Sein Leben und Werk sind ein beeindruckendes Zeugnis dafür, wie geistige Stärke und Hingabe körperliche Einschränkungen überwinden können.
Der selige Alexius Kim Si-U (1782–1815) war ein sanfter und intelligenter koreanischer Adliger. Er war zudem auf der rechten Körperseite gelähmt. Kulturelle Normen jener Zeit machten es ihm unmöglich zu heiraten, und seine Behinderung erschwerte es ihm erheblich, zu arbeiten. Doch nichts hielt ihn davon ab, das Evangelium zu verkünden – sowohl an Nichtgläubige als auch an andere Katholiken, die in einer Zeit ohne Priester in Korea dankbar für sein Wissen waren.
Alexius kopierte und verkaufte religiöse Bücher, um sich zu finanzieren, wurde aber auch häufig von der christlichen Gemeinde unterstützt. Als die Polizei alle Katholiken im Dorf verhaftete – außer Alexius – protestierte er gegen diese Sonderbehandlung: „Ich bin auch Katholik“, bestand er darauf. „Warum nehmt ihr mich nicht fest? Ist es, weil ich behindert bin?“ Daraufhin verhaftete die Polizei auch ihn und brachte ihn in ein Gefängnis, wo er wiederholt gefoltert wurde. Doch er predigte das Evangelium so eindringlich, dass er sich den Respekt der antikatholischen Wärter erwarb. Als er dem Gouverneur vorgeführt wurde, rief Alexius aus: „Unser Jesus Christus wurde gekreuzigt und starb am Kreuz, um alle Seelen dieser Welt zu retten, auch Sie. Also sollten auch Sie, Herr Gouverneur, ihm danken, ihn verehren und respektieren und katholisch werden.“
Da Alexius – anders als andere Gefangene – kein Geld für Essen verdienen konnte (zum Beispiel durch das Flechten von Strohsandalen), verhungerte er im Alter von 33 Jahren.
Der selige Alexius Kim Si-U ist einer der 124 koreanischen Gesegneten.
Was lernen wir von Ihm?
Wir alle haben Talente und Fähigkeiten, die wir zur Ehre der Kirche Christi einsetzen können, auch wenn unsere Familien, unsere Vorgesetzten oder die Gesellschaft diese Gaben aufgrund einer Behinderung nicht anerkennen.
Patron für Menschen mit Entwicklungsstörungen Gedenktag: 18. September
Der Heilige Joseph Copertino wurde in Italien geboren, er hatte eine Behinderung.
Als Kind wurde er als langsamer Lerner eingeschätzt und sein Charakter wurde als schlecht bewertet. Als er älter wurde, versuchte er, Schuhmacher zu werden, scheiterte aber. Er trat in einen religiösen Orden ein, hatte aber Schwierigkeiten mit seinen Pflichten und wurde entlassen. Schließlich gelang es ihm, dem Franziskanerorden beizutreten und das Priesteramt zu erlernen. Trotz seiner frommen Natur hatten Schwierigkeiten mit Lernen und Vorbereitung auf Prüfungen Bestand. Schließlich wurde er geweiht und erlebte Visionen und Schwebezustände. Diese außergewöhnlichen Phänomene erregten das Interesse der Menschen und zog ihn sowie seine Vorgesetzten in den Bann. Aufgrund dessen sah er sich gezwungen, ein zurückgezogenes Leben zu führen. Er entwickelte eine tiefe Religiosität, die ihn in einen Zustand der Ekstase versetzte und sein gesamtes Umfeld auf eine spirituelle Weise beeinflusste. Bereits die bloße Erwähnung Gottes oder einer geistlichen Angelegenheit führte bei ihm zu einer außergewöhnlichen emotionalen Reaktion. Während der heiligen Messe soll er oft in ekstatischer Trance gewesen sein. Einmal, während der Weihnachtslieder, schwebte er zum Hochaltar und kniete in der Luft in ekstatischem Gebet. Sein Leben war geprägt von wiederkehrenden ekstatischen Erfahrungen. Er wurde für seine Wunder bekannt, mit denen er Kranke und Behinderte heilte. Es gab jedoch auch Menschen, die seinen Wundern keinen Glauben schenkten, weshalb er vor der Öffentlichkeit verborgen blieb. Er war nicht in der Lage, Briefe zu schreiben oder das Haus zu verlassen. Obwohl er von der Außenwelt abgeschnitten war, hatte er ein Bewusstsein für die Geschehnisse in der Welt, ohne dass man ihm diese Informationen mitteilte. Er hatte seinen eigenen Tod für den ersten Tag vorhergesagt, an dem er nicht die Heilige Kommunion empfing, und sein Vorhersage traf zu. Er starb am 18. September 1663 und sein Fest wird jedes Jahr an diesem Tag gefeiert.
Was lernen wir von ihm ?
Joseph hat bewiesen, dass ein Mensch höchst ehrwürdig sein kann, egal wie sehr er ein Schrotthaufen sein mag. Wie verachtet er auch sein mochte, Joseph Copertino besaß das einzig Notwendige: auf dem Weg Gottes zu wandeln. Dies lehrt uns Demut, um zu verstehen, wie groß ein Mensch wird, wenn er den Plan Gottes für sich selbst ausführt, auch wenn die Natur nicht dazu beiträgt oder hilft.
Gebet
Herr, unser Gott,
Wir danken dir für das Geschenk des Heiligen Josef von Cupertino, der trotz seiner Schwächen und Herausforderungen, in dir Kraft und Gnade gefunden hat, um deinen Willen zu erfüllen. Heiliger Josef von Cupertino, Du, der du tiefe mystische Ekstasen und übernatürliche Gaben erfahren hast, Bitte für uns bei Gott.
Hilfe uns bei unseren Studien und Prüfungen, Gebe uns die geistige Klarheit und Ausdauer, die wir brauchen, um in unseren Unternehmungen erfolgreich zu sein und um Gott durch unsere Anstrengungen und Leistungen zu verherrlichen. Beschütze uns vor Ablenkungen und Hindernissen, die unseren Weg behindern könnten, und führe uns zu Heiligkeit und Wahrheit.
Heiliger Josef von Cupertino, Bitte für uns, dass wir im Glauben, Hoffnung und Liebe wachsen, und als treue Zeugen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes leben können. Amen.
Die selige Benedetta Bianchi Porro wurde 1936 in Dovadola, Italien, in eine große und fromme Familie hineingeboren. Sie war ein fröhliches Kind und ein wunderschönes kleines Mädchen, das das Lesen liebte und eine hervorragende Schülerin war. Doch schon in jungen Jahren lernte sie großes Leid kennen.
Benedettas Mutter taufte ihre Tochter unmittelbar nach der Geburt, da sie nicht glaubte, dass das kränkliche Kind überleben würde. Als Benedetta drei Monate alt war, erkrankte sie an Kinderlähmung. Sie erholte sich, litt jedoch unter langfristigen Folgen. So wuchs eines ihrer Beine nicht so lang wie das andere, und sie war gezwungen, eine medizinische Schiene zu tragen, um ihre verkrümmte Wirbelsäule zu stützen. Später benötigte sie zudem einen Gehstock. Mit nur dreizehn Jahren stellte sie fest, dass sie ihr Gehör verlor.
Trotz ihrer zahlreichen körperlichen Herausforderungen war Benedetta eine fleißige und talentierte Schülerin. Sie schloss die Schule erfolgreich ab und begann mit siebzehn Jahren ihr Studium. Während ihrer akademischen Laufbahn entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Medizin. Durch ihr Studium konnte sie ihre eigene Erkrankung diagnostizieren – eine Diagnose, die ihren Ärzten zuvor entgangen war: die Von-Recklinghausen-Krankheit. Diese Krankheit führte dazu, dass sich Tumore im gesamten Nervensystem bildeten und schließlich ihre Taubheit verursachten. Zudem erfuhr sie mit großer Traurigkeit, dass sie im Krankheitsverlauf erblinden und gelähmt sein würde. Während es heute verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für die Von-Recklinghausen-Krankheit gibt, war damals lediglich eine chirurgische Intervention möglich. Benedetta fürchtete sich verständlicherweise vor den Schmerzen der zahlreichen Operationen. Als sie nach und nach ihre Selbstständigkeit verlor, musste sie sich von ihrem Traum, Ärztin zu werden, verabschieden. Doch anstatt wütend, verbittert oder rebellisch zu werden, wandte sie sich vertrauensvoll an Gott.
Schon von klein auf hatte Benedetta in schweren Zeiten auf ihren Glauben vertraut. Sie schöpfte Kraft aus den Sakramenten und hielt auch als Kind daran fest. Zweimal pilgerte sie nach Lourdes, um für ihre Heilung zu beten. Während einer dieser Pilgerreisen wurde tatsächlich eine Frau im Bett neben ihr auf wundersame Weise geheilt. Benedetta selbst hat niemals behauptet, dass ihr Leben leicht gewesen sei – sie gab offen zu, dass es Tage gab, an denen ihr Leiden kaum zu ertragen war. Doch zugleich bezeugte sie, dass sie in Gottes Gegenwart tiefen Frieden gefunden habe. Neben ihren täglichen körperlichen Schmerzen erlebte Benedetta auch spirituelle Ekstasen und eine tiefe Nähe zu Gott. Deshalb wurde sie von Familie und Freunden nicht gemieden – im Gegenteil: Sie suchten ihre Nähe und empfanden Trost in ihrer Gegenwart.
In der Nacht vor ihrem Tod spürte Benedetta, dass das Ende nahte, und vertraute ihrer Krankenschwester an, dass sie auf ein Zeichen von Gott hoffe. Am Morgen des 23. Januar 1964 bemerkte ihre Mutter, dass im Garten der Familie überraschenderweise eine weiße Rose erblüht war – ein ungewöhnliches Ereignis für den Januar. Benedetta erkannte darin das Zeichen aus einem Traum, den sie einige Monate zuvor gehabt hatte. Und an diesem Tag verstarb sie.
Was lernen wir von Ihr heute?
Von der Benedeta lernen wir, dass Missgebildete in verschiedenen Wegen begabt und talentiert sein können. Es mag den Anschein haben, dass die selige Benedetta durch physische Armut belastet war, weil sie taub und blind war. In Wahrheit fehlte es ihr an nichts. Ihre Beziehung zum Herrn schenkte ihr ein Leben in Fülle und Reichtum. Sie ist ein Vorbild für die Tauben und Blinden, die sie im Gebet anrufen können.
Benedetta hat nie behauptet, dass ihr Leben einfach war und dass ihre körperliche Beeinträchtigung kein Hindernis darstellte – aber sie hat auch anderen erzählt, dass sie in Gottes Gegenwart großen Frieden gefunden hat. Benedetta sei eine Erinnerung daran, dass alles Leben kostbar sei. Sie hofft, dass Menschen, die leiden, sehen können, dass das Leiden wirklich etwas ist, das uns mit Jesus am Kreuz verbindet.
Benedetta sei eine Erinnerung daran, dass Gott alle Menschen dazu beruft, Heilige zu sein. Wir sind alle Heilige auf dem Weg. Einige haben ein größeres Kreuz, eine größere Teilhabe an den Leiden Jesu. Für manche ist das Leiden körperlich, für manche geistlich, für manche emotional. Aber dennoch haben wir alle ein Kreuz.
„Das Kreuz ist da, dann lasst uns das Beste daraus machen. Durch Gottes Gnade können wir das alle tun.“
Schutzpatron der indigenen Völker und Kanadas und der Anästhesisten Gedenktag: 19. Oktober
Der heilige René Goupil war ein französischer Jesuitenmissionar, geboren im Jahr 1608 in Anjou, Frankreich. Er war der Sohn eines wohlhabenden Landwirts, entschied sich jedoch, sein komfortables Leben hinter sich zu lassen, um sich ganz dem Dienst an Gott und der Verbreitung des Evangeliums zu widmen.
Goupil trat 1642 in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1645 zum Priester geweiht. Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde er als Missionar nach Neu-Frankreich (heutiges Kanada) entsandt. Er erreichte Quebec im Jahr 1649 und begann sofort, die Sprachen der Huron und Algonkin zu erlernen, um mit ihnen kommunizieren und die Botschaft des Evangeliums verkünden zu können.
Goupil war ein engagierter und wirkungsvoller Missionar, der sich rasch den Respekt und die Zuneigung der indigenen Völker erwarb. Er kümmerte sich sowohl um ihre körperlichen als auch um ihre geistlichen Bedürfnisse und unterrichtete sie im katholischen Glauben. Zudem unterstützte er die französischen Kolonisten bei der Gründung einer Siedlung in Kanada und bei ihren Beziehungen zu den indigenen Völkern.
Trotz der Erfolge seiner Mission blieb Goupils Zeit in Neu-Frankreich nicht ohne Schwierigkeiten. Er war zahlreichen Gefahren ausgesetzt, darunter Angriffe feindlicher Irokesen, harte Lebensbedingungen und die Verbreitung von Krankheiten unter den indigenen Völkern. Goupil selbst litt unter gesundheitlichen Problemen und hatte oft Mühe, seine Arbeit fortzusetzen.
Doch trotz dieser Herausforderungen hielt Goupil an seiner Mission fest und erlitt schließlich das Martyrium für seinen Glauben. Im September 1642 wurde er von Huron-Konvertiten aufgrund eines Missverständnisses getötet – sie hielten ihn fälschlicherweise für einen Spion.
Sein Tod wurde sowohl von den indigenen Völkern als auch von den französischen Kolonisten tief betrauert. Sein Opfer wurde als ein starkes Zeugnis für die Kraft seines Glaubens und seine Liebe zu den indigenen Völkern angesehen.
Papst Pius XI. sprach Goupil 1925 selig, und Papst Johannes Paul II. kanonisierte ihn 1984. Der heilige René Goupil wird als einer der nordamerikanischen Märtyrer verehrt – eine Gruppe von Jesuitenpriestern und Laien, die im 17. Jahrhundert bei ihrer Missionsarbeit unter den indigenen Völkern Nordamerikas das Martyrium erlitten.
Der heilige René Goupil bleibt ein Vorbild für Mut, Hingabe und Selbstaufopferung. Sein Einsatz für die Mission und die Verbreitung des Christentums inspiriert bis heute viele Menschen auf der ganzen Welt. Heute wird er als Schutzpatron der indigenen Völker und Kanadas verehrt.
Lehren des heiligen René Goupil
Viele von uns haben Schwierigkeiten oder Hindernisse erlebt, wenn es darum ging, ein Ziel zu erreichen – genau wie der heilige René Goupil. Trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung hörte er nicht auf, Gott zu dienen oder seiner Berufung zu folgen. Als Mütter können wir seinem Beispiel folgen.
Vielleicht hast du, wie der heilige René, eine körperliche Einschränkung. Anstatt darauf zu schauen, was sie dich nicht tun lässt, überlege, wie du deine Träume trotz dieser Herausforderung verwirklichen kannst.
Gebet zum heiligen René Goupil
Heiliger René Goupil, du hast Gott und den Menschen um dich herum furchtlos gedient, selbst in schweren Zeiten und trotz der Zweifel anderer. Bitte für mich, dass auch ich mutig Gottes Ruf folge, um meiner Familie und meinen Freunden zu dienen. Möge dein Leben mich inspirieren, meine Komfortzone zu verlassen und meine Berufung entschlossen zu verfolgen. Amen.
Schutzpatron der stillenden Mütter und der Hirten Gedenktag: 1. September
Der Heilige Ägidius, auch bekannt als St. Giles, ist eine verehrte Figur in der christlichen Geschichte, geschätzt für sein tiefes Mitgefühl und seine Hingabe an die Armen und Menschen mit Behinderungen. Er wurde im 7. Jahrhundert in Athen, Griechenland, geboren und zog später nach Frankreich, wo er sich als Einsiedler niederließ.
Besonders bekannt ist Ägidius für sein asketisches Leben und seine Fürsorge für Bedürftige. Er ließ sich in einem Wald nahe Nîmes in Frankreich nieder, wo er in Abgeschiedenheit und Gebet lebte. Seine bescheidene Behausung war eine kleine Zelle, und er ernährte sich äußerst einfach. Dennoch teilte er das Wenige, das er besaß, mit den Armen und Kranken, die ihn um Hilfe baten.
Der Überlieferung nach wirkte Ägidius zahlreiche Wunder, darunter die Heilung von Kranken und die Versorgung Bedürftiger. Eine bekannte Geschichte berichtet, dass er den Sohn eines Königs, der an einer schweren Krankheit litt, auf wundersame Weise heilte. Aus Dankbarkeit bot ihm der König Reichtum und Ländereien an, doch Ägidius lehnte ab und entschied sich stattdessen für ein Leben in Einfachheit und Dienst am Nächsten.
Jahre verbrachte er als Einsiedler in der Stille und Nähe zu Gott. Eines Tages wurde er jedoch versehentlich von den Jägern eines Königs verwundet, als sie in der Nähe seiner Höhle ein Reh jagten. Trotz seiner Verletzung verweigerte er jegliche Behandlung. Schließlich überredete ihn der König jedoch, ein Kloster zu gründen, dessen Abt er wurde.
Der Heilige Ägidius, der selbst mit einer körperlichen Einschränkung lebte, gilt als Schutzpatron der Menschen mit Behinderungen – sowohl körperlicher als auch geistiger Art – sowie der Bettler und Ausgestoßenen. Sein Leben ist ein Vorbild für Demut, Nächstenliebe und Mitgefühl.
Was wir von St. Ägidius lernen können
Mitgefühl für die Ausgegrenzten: Die Hingabe des Heiligen Ägidius an die Armen und Menschen mit Behinderungen lehrt uns, Mitgefühl und Empathie für diejenigen zu zeigen, die leiden oder am Rande der Gesellschaft stehen. Sein Beispiel ermutigt uns, aktiv auf Bedürftige zuzugehen und sie in ihren Schwierigkeiten zu unterstützen
Einfachheit und Demut: Ägidius‘ bewusste Entscheidung für ein Leben in Bescheidenheit und seine Ablehnung von materiellem Reichtum verdeutlichen die Bedeutung von Demut und einer geistigen statt materiellen Lebensausrichtung. Sein Vorbild fordert uns dazu auf, Einfachheit zu schätzen, unser spirituelles Wohl über materielle Güter zu stellen und anderen uneigennützig zu dienen.
Gebet zum Heiligen Ägidius
O Gott, Du hast uns durch das Vorbild des Heiligen Ägidius den Wert von Demut und Mitgefühl gezeigt. Gewähre uns die Gnade, seinem Beispiel der selbstlosen Hilfe für die Armen und Menschen mit Behinderungen zu folgen. Hilf uns, die Tugenden der Nächstenliebe und Einfachheit in unserem Leben zu verkörpern und stets nach Deiner Führung zu suchen. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Die heiligen mit Behinderung sind der Beweis dafür, dass Gottes Reich Platz für uns alle hat. Wir alle haben Talente und Fähigkeiten, die wir zur Ehre der Kirche Christi einsetzen können, auch wenn unsere Familien, unsere Vorgesetzten oder die Gesellschaft diese Gaben aufgrund einer Behinderung nicht anerkennen.