Die Kathedrale St. Nikolaus in Freiburg wurde zwischen 1283 und 1490 erbaut und hatte nicht immer den gleichen Status: Pfarrkirche, dann - ab 1512 - Stiftskirche mit einem Domkapitel und schliesslich seit 1924 Kathedrale. Bis Ostern 2025 wird das 100-jährige Jubiläum der Kathedrale von Freiburg mit einem reichhaltigen Programm gefeiert, das Geschichte, Glauben und Kultur miteinander verbindet.
Eröffnung des Jubiläums mit den „Canisius-Tagen“
Das Jubiläum beginnt am 27. und 28. April mit einem Programm rund um die Figur des Heiligen Petrus Canisius. Der Jesuitenpater Pierre Emonet stellt in einem Vortrag das Leben des Heiligen und seine Bedeutung für die Schweiz vor. Petrus Canisius und Jean de Lanthen-Heid, zwei Männer, die das Schicksal von Freiburg beeinflusst haben, stellen ihre Ansichten über die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in einem kurzen Theaterstück von Jean Steinauer dar. Ausserdem wird die in der Kathedrale so wichtige Kirchenmusik erklingen bei einem Konzert und zusätzlich in der Sonntagsmesse, in der die Messe des Pater Canisius von Abbé Bovet (1923 bis 1949 Kapellmeister der Kathedrale war) zu hören sein wird.
Im Jahr 2021 wurde ein Teil der Reliquien vom Collège St-Michel in die Kathedrale gebracht. Die COVID-19-Pandemie hatte damals dazu geführt, dass dieses Ereignis im kleinen Rahmen gefeiert wurde. Diese „Canisius-Tage“ ermöglichen es, die Reliquientranslation endlich mit einem grösseren Publikum zu feiern.
Die Kathedrale: Ort der Kultur
Die Kathedrale öffnet von Mai bis August ihre Türen für die Kultur! Steigen Sie die Stufen des Turms der Kathedrale hinauf, um zu einem Lied ihrer Wahl tanzen (Tanzfest – Freiburg, 4. Mai), hören Sie Max Richters Rekomposition der Vier Jahreszeiten in einer minimalistischen Sprache (Neue Oper Freiburg, 1. Juni), lassen Sie sich bei Lesungen von Victor Hugos Notre-Dame de Paris in die geheimsten Winkeln der Kathedrale führen (Les Diseurs, 29. und 30. Juni), reisen Sie in die Vergangenheit, um in gregorianische Monodien einzutauchen (Internationales Festival geistlicher Musik, 7. Juli), oder geniessen Sie die Kühle der Kathedrale im Sommer, um während einer Mittagspause den Klang der grossen Mooser-Orgel zu erleben (Orgelsommer, jeden Mittwoch im Juli und August | insbesondere: Jean-Pierre Leguay, emeritierter Titularorganist der grossen Orgeln von Notre-Dame de Paris, 14. August). Das Publikum kann seinen Wünschen freien Lauf lassen, und alles ist kostenlos!
Neuentdeckung in der Kathedrale
An vier Tagen (8. Juni 2024, 12. Oktober 2024, 1. Februar 2025, 12. April 2025) enthüllt die Kathedrale ihre Geheimnisse im Rahmen aussergewöhnlicher Führungen. Spazieren Sie auf dem Dachstuhl über den Bögen, lernen Sie die Funktionsweise der grossen Orgel kennen, hören Sie das „Freiburger Orgelgewitter“, nähern Sie sich den tonnenschweren Glocken, entschlüsseln Sie die Glasfenster von Mehoffer und Manessier oder staunen Sie über die Buchmalereien in den alten Chorbüchern: das Publikum kann die Freiburger Kathedrale entdecken, wie sie sie noch nie gesehen hat! Am 9. November 2024 findet ein Tag für deutschsprachige Besucher statt.
Pfarrkirche – Stiftskirche – Kathedrale
Die Kathedrale St. Nikolaus in Freiburg hatte nicht immer denselben Status. Ein historischer Rückblick zeigt dies. Der Ursprung der Pfarrkirche von St. Nikolaus geht auf die Gründung der Stadt zurück (traditionell 1157). Es ist jedoch nichts über diese erste Kirche vor dem Bau des heutigen Gebäudes (1283-1490) bekannt. Die Pfarrkirche St. Nikolaus wurde 1512 von Papst Julius II. zur Stiftskirche erhoben, eine Entscheidung, die von seinem Nachfolger Leo X. bestätigt wurde. Das zu diesem Anlass gegründete Chorherrenstift spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau des Bildungssystems und der Ansiedlung der Jesuiten, welche die Schlüsselfiguren der Gegenreformation in Freiburg waren.
Der Bischof von Lausanne befand sich seit 1536 im Exil und verweilte in Savoyen, Frankreich oder Solothurn. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert scheiterten mehrere Versuche, den Sitz der Diözese nach Freiburg zu verlegen. Im Jahr 1614 wurde ein Abkommen zwischen Rom und den Freiburger Behörden unterzeichnet. Dieses ermöglichte die Einsetzung eines Bischofs in Freiburg, jedoch verfügte dieser über keine Kathedrale. Ab 1663 residierte der Bischof endgültig in Freiburg, zum Zeitpunkt als Freiburger Patrizier zu Bischöfen ernannt wurden. Erst 1814 konnte jedoch der Bischof eine Residenz in Freiburg (Rue de Lausanne) erwerben. Nach dem Beitritt Genfs zur Eidgenossenschaft (1815) dehnte sich die Jurisdiktion des Bischofs auch auf diesen Kanton aus und die Diözese wurde zur Diözese Lausanne und Genf (1819). Territorial- und Rechtstreitigkeiten vergifteten lange Zeit die Beziehungen des Bischofs zum Stadtstaat und später zum Kanton und zum Chorherrenstift. Später war auch die mangelnde Unterstützung anderer Diözesankantone ein Thema.
Mit der päpstlichen Bulle Sollicitudo omnium ecclesiarum vom 17. Oktober 1924 wurde die Stiftskirche St. Nikolaus schliesslich zur Kathedrale erhoben. Freiburg wurde zum Sitz der Diözese ernannt und Marius Besson (1876-1945) zum ersten Bischof, der den Titel Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg (LGF) trug. Am 1. Februar 1925 übernahm er offziell seine Kathedrale. Die Pfarrei blieb bestehen, aber das Stiftskapitel wurde zum Domkapitel. Die Chorherren verloren eine gewisse Unabhängigkeit und waren nunmehr der Gerichtsbarkeit des Bischofs unterstellt.
Am 11. Oktober 2024 veranstaltet die Universität Freiburg einen Studientag, um die Herausforderungen und Konsequenzen des Kathedralstatus der Stiftskirche St. Nikolaus in Freiburg zu verstehen. Alle sechs Vorträge sind öffentlich zugänglich.
Organisationskomitee
Die Organisation des 100-jährigen Jubiläums der Kathedrale wird von einem Komitee unter dem Vorsitz von Herrn Dominique de Buman getragen. Es besteht aus Vertretern des Ordinariats von Lausanne, Genf und Freiburg, des Kathedralkapitels von St. Nikolaus, der Pfarrei St. Nikolaus/St. Paul und des Staates Freiburg, dem Eigentümer des Gebäudes.